Brisante Daten – Das DDR-Krebsregister und die Wismut
1991, kurz nach der Wiedervereinigung, inspizieren westdeutsche Experten das Nationale Krebsregister der DDR. Was für eine Datensammlung! In den Jahren von 1952/53 bis 1990 wurden in hier mehr als 2,1 Millionen Krebsfälle aufgenommen. Damit ist die ostdeutsche Datensammlung, bezogen auf eine Bevölkerung von 17 Millionen, die weltweit größte ihrer Art, noch vor jener des Staates New York.
Krebsregister gelten weltweit als wichtige Quellen für die Suche nach den Ursachen bösartiger Wucherungen. So können Lebens- und Ernährungsgewohnheiten oder regionale Belastungen durch die Industrie zu eher unauffälligen Steigerungen der Tumorraten führen. Sorgfältig geführte Krebsregister ermöglichen eine frühzeitige Entdeckung abnormer Entwicklungen und helfen, Unheil abzuwenden. In der Bundesrepublik können die Experten zu dem Zeitpunkt aufgrund des rigorosen Datenschutzes nur auf zwei halbwegs aussage-kräftige Krebsstatistiken verweisen, auf die der Bundesländer Hamburg und des Saarlands.
Zur gleichen Zeit als um die Zukunft des Registers erbittert gestritten wird gelangen einst geheime Gesundheitsdaten der Wismut an die Öffentlichkeit. Die Ergebnisse sind erschreckend. Fast 10.000 Arbeiter der Wismut sind aufgrund der Staub- und Strahlenbelastungen an Krebs erkrankt, weit mehr als befürchtet. Darunter auch viele Thüringer Wismut-Kumpel, die im seinerzeit hoch modernen Bergarbeiterkrankenhaus Gera behandelt wurden. Ebenso stellt sich zur Wende auch hier die Frage: Wie weiter?
Die Dokumentation „Brisante Daten – Das DDR-Krebsregister und die Wismut“ unternimmt eine Zeitreise in die Geschichte dieses Registers und des früheren Wismut-Klinikums in Gera, sucht Wissenschaftler auf, die als Epidemiologen die Informationen des Wismut-Gesundheitsarchiv auswerten und stellt einen erkrankten Wismut-Kumpel vor, der Glück hatte – auch dank der Unterstützung seitens der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie. Klar ist: Die Daten des DDR-Krebsregisters sind für uns Bürger wichtiger als viele von uns ahnen – bis heute und für die nächsten Generationen.
Im Rahmen der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“.