Wem gehört der Osten?
Dreiteilige Dokumentation zu den Eigentumsverhältnissen in Ostdeutschland
„Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer“ sangen einst Generationen von DDR-Kindern und lernten dabei, dass ihre Heimat dem Volke gehört. Mit der deutschen Einheit änderten sich nicht nur die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern ganz konkret auch die Besitzverhältnisse in der ehemaligen DDR. Wem gehört also der Osten heute und welche neuen Besitzer fand das ehemalige Volkseigentum?
Dieser durchaus emotionalen Frage geht die Autorin der dreiteiligen Dokumentation „Wem gehört der Osten“ nach. Aus einer sehr gegenwärtigen Perspektive blickt sie auf „Die Stadt“, „Das Land“, „Die Heimat“ und die tiefgreifenden Umbrüche der vergangenen 25 Jahre. Die Filmemacherin begegnet großen Akteuren und kleinen Schicksalen der Umverteilung. Sie erzählt einzigartige und zugleich symptomatische Geschichten von der Entwicklung Ostdeutschlands. Zudem sind die Filme auch eine journalistische Bilanz dessen, was Regelungen wie „Rückgabe vor Entschädigung“ für die Ost- und Westdeutschen bis heute bewirken.
Folge 1: Die Stadt
Die Treuhand ist heute Geschichte und die Regel „Rückgabe vor Entschädigung“ mit mehr als 100.000 Streitverfahren in der Folge weitgehend umgesetzt. Die Städte hingegen sind von den Umbrüchen bis heute geprägt. Ein Großteil der Immobilien gehört Anlegern, nicht ansässigen Bewohnern. In Leipzig gelten einstige Ladenhüter, wie die alte Hauptpost oder ehemalige Industrieanlagen als attraktive Investitionsobjekte. Roland Ernst jedoch, Berliner Großinvestor der ersten Stunde geht heute nur noch selten durch die von ihm aufwändig sanierten Hackeschen Höfe. Seine Objekte von Treptow bis Beelitz veränderten das Antlitz der Städte, aber sie brachten ihn in den Ruin. In Dresden wurden
48 000 kommunale Wohnungen an eine amerikanische Investment Gruppe verkauft, heute entwickelt man eine regional orientierte Wohnungsverwaltung. Erfolglos kämpfte Anita Bohlig in Bad Liebenstein um die Rückgabe ihres Familienbesitzes. Wo einst die mittelständische Keksfabrik ihres Vaters stand, befindet sich heute ein Parkplatz.
Folge 2: Das Land
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und Volkseigene Güter gibt es nicht mehr. Aus dem Land jedoch ist ein echtes Wertobjekt geworden.
Die beiden Hamburger Robert Frowein und Moritz Spilker kauften ab 2008 in großem Stil landwirtschaftliche Betriebe und deren Ländereien auf und wurden mit explodierenden Bodenpreisen belohnt. In Thüringen kämpfen Rainer Schachtschabel und Tochter Ellen seit 25 Jahren um die alleinigen Nutzungsrechte ihrer bäuerlichen Nutzungsflächen. In Gerbstedt in Sachsen-Anhalt verwaltet Wolfgang Beer einen kleinen Teil der Flächen aus dem ehemaligen LPG-Bestand. Er kennt die politischen und finanziellen Entwicklungen um das Land.
Folge 3: Die Heimat
Hotels und Strandvillen, Datschen und Seen – die Sehnsuchtsorte der Ostdeutschen wurden nach der Wiedervereinigung zum Gegenstand finanzieller Begehrlichkeiten. Familie Wachall bangt wie viele Datschenbesitzer um die Erhaltung ihres Wochenendhäuschens, denn der Schutz ihrer Garten-Pachtverträge läuft aus. Der Immobilieninvestor Anno August Jagdfeld ging mit seinen Prestige-Objekten Hotel Adlon, Heiligendamm und Kunsthaus Tacheles auf eine abenteuerliche
Berg-&Talfahrt. Den neu entstandenen Goitzsche-See in Bitterfeld vermarktet inzwischen die Goitzsche Tourismus Gesellschaft, Tochtergesellschaft eines großen Firmenverbundes. Dies weckt Skepsis bei anliegenden kleinen touristischen Unternehmen wie den Zeltplatzpächtern Köppe, deren Langzeit-Verträge inzwischen von der Stadt gekündigt wurden.
Im Zusammenhang mit der Dokumentationsreihe ist im Juli 2015 beim Mitteldeutschen Verlag das Buch „Die großen Deals der deutschen Einheit“ erschienen.